Wir beginnen am Ende

Wir schreiben den 26.09.2022 und ein Meilenstein wird an diesem Tag begangen. Die Therapiereise hier auf dem Blog beginnt mit einem Ende. Nämlich dem Ende meiner fast genau 4-jährigen tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.

Gestern war es also soweit. Das aller letzte Einzelgespräch zum Therapieabschluss mit meiner Therapeutin. Und was soll ich sagen? Schon vor dem Termin flossen bei mir Tränen. Und als ich dann in ihrem Raum saß und sie ihren obligatorischen ersten Satz sagte „Sie können noch ein letztes Mal mit allem starten, was sie mitgebracht haben“, da bekam ich nur noch raus „Es ist komisch“ und schon schluchzte es wieder aus mir heraus. 

Tränen

Man könnte meinen, das sei Trauer oder Angst, was mich zum Weinen brachte, aber so war es nicht. Ich war einfach nur völlig überwältigt davon, mit welchem Gefühl ich dieses Therapieende einläutete. Ich war über Jahre davon ausgegangen mich nie bereit für das Ende zu fühlen. Ich bin immer davon ausgegangen, das Ende wäre mit Unsicherheit und Angst verbunden und es wäre eher ein erzwungenes als ein selbst gewähltes. Und nun saß ich da und statt Angst und Unsicherheit war ich voller Freude, Dankbarkeit und einer tiefen sicheren Überzeugung, dass es genau das richtige ist, was ich da gerade mache.

Danke (1)
Helping_Hands

Und klar: zugleich war es ein Abschied von einer ganz besonderen Arbeitsbeziehung. Nirgendwo sonst gab und gibt es diese besondere Beziehung, wie ich sie zwischen meiner Therapeutin und mir erlebt habe. Das ist mit nichts zu vergleichen und fand einfach auf einer ganz anderen Ebene statt, als es Freundschaften, Partnerschaften, familiäre Beziehungen und Co tun. Ohne diese abzuwerten. Sie können einfach gar nicht das leisten, was meine Therapeutin aufgrund ihrer Rolle und fachlichen Kompetenz leisten konnte. Und das ist auch gut so.

Mit einem Lächeln

Als ich meine Stimme halbwegs wiedergefunden hatte, laß ich einen Brief vor (den wird es hier auch noch als Beitrag für euch geben, fühlt euch geehrt diesen persönlichen Einblick in meine Therapie zu erhaschen) in welchem ich die Phasen meiner Therapie noch einmal Revuepassieren ließ. Und auch das endete in Schluchzern, weil es den Weg noch einmal so deutlich werden ließ, der hinter mir lag.

Aber nicht nur Tränen flossen. Es wurde auch herzlich gelacht und am Ende stand ein breites Lächeln in unseren Gesichtern.

Ich vermute, das Therapieende wird häufig verbunden mit Unsicherheit und Angst, mit dem Gefühl nicht bereit zu sein, noch nicht allein losgehen zu können und wird dann eher mit Schrecken betrachtet. Ich möchte mit meinem Beispiel gerne Mut machen und zeigen:

Es geht auch anders. Man kann auch bereit sein für den Step und spüren, dass es genau der richtige Zeitpunkt ist. Und zugleich ist das kein Muss. Oft ist man schon bereit, hat aber trotzdem noch Unsicherheit in sich.

Ich möchte dir sagen: Trau dich. Vertraue dir. Du kannst das <3.

Adler_Freiheit

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